Digitalisierung: Bedrohung oder Chance?

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Digitalisierung: Bedrohung oder Chance?

Wer sich mit dem Thema Arbeitswelt 4.0 auseinandersetzt, wird häufig mit Zahlen konfrontiert, die Angst machen können. Weltweit 75 Millionen Arbeitsplätze sollen gemäss dem Ökonomen, Till Leopold, der Digitalisierung zum Opfer fallen. Es sind diese Zahlen, die für starke Schlagzeilen von Medien aufgegriffen werden. Doch die gleiche Studie im Auftrag des Weltwirtschaftsforums errechnet gleichzeitig, dass 133 Millionen neuer Jobs bis 2025 in der digitalen Welt geschaffen werden. Die Bedrohung ist real, aber genauso sind es die Chancen. 

Die Digitalisierung wird in naher Zukunft nicht den Menschen als Arbeitskraft ersetzen, aber die Art und Weise verändern, wie wir arbeiten. Die Erfindung des Fliessbands von Henry Ford Anfang des 20. Jahrhunderts führte dazu, dass zeitaufwändige und körperlich anstrengende Arbeitsschritte immer häufiger von Maschinen übernommen wurden. Die menschliche Arbeitskraft konnte vermehrt für diffizile, mehrwertstiftende Arbeiten eingesetzt werden. Gleich verhält es sich mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitsprozesse: Manuelle, repetitive Arbeiten, bei denen die schnelle Rechenleistung von Computern gegenüber dem menschlichen Gehirn im Vorteil ist, werden automatisiert werden. Vorgänge, bei denen die Vernetzung von Systemen, strategisches Denken, soziale Interaktion oder aber auch das kreative Erschaffen im Vordergrund stehen, werden neue Arbeitsplätze schaffen. 

Fest verankerte gesellschaftliche und politische Modelle werden aufgebrochen

Gut möglich, dass wir uns daran werden gewöhnen müssen, dass unsere Arbeitswoche nur noch 15 Stunden haben könnte. Dank der Automatisierung von repetitiven Aufgaben könnte diese Zeit ausreichen, um unseren Mehrwert im Arbeitsprozess zu leisten. Und ebenfalls gut möglich, dass die Transitionsphase zwischen der heutigen Arbeitswelt und der Arbeitswelt 4.0 gesellschaftlich und politisch schwierig werden könnte. Themen wie Bildungsreform, bedingungsloses Grundeinkommen und Wirtschaftsflüchtlinge beschäftigen die Industrienationen jedoch nicht erst seit gestern. Die Vorboten dieser Transitionsphase zeigten sich spätestens 2008 während der grossen Finanzkrise.

Digitalisierung als Werkzeug und nicht als Ziel verstehen

Wie das Fliessband im Zeitalter der industriellen Revolution, stellen die digitalen Technologien lediglich den «Werkzeugkoffer» dar, der es ermöglicht die menschliche Arbeitskraft effizienter im Prozess einzusetzen. Und auch wenn viele Unternehmen gerade grosse Digitalisierungsprojekte lancieren, sollte die Digitalisierung selbst nicht als Ziel verstanden werden. Digitale Technologien sind Hilfsmittel zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele. Wer also sein Unternehmen zielführend digitalisieren möchte, tut gut daran, sich seine wirtschaftlichen Ziele vor Augen zu führen und genau zu prüfen, in welchen Bereichen, Prozessen und Arbeitsschritten die Digitalisierung zu mehr Effizienz führt. Denn eine Digitalisierung der Digitalisierung willen, führt meist nur dazu, dass eine mangelhafte strategische Ausrichtung automatisiert und damit im grossen Stil skaliert wird.